
Pessimismus und Schicksal in der Klassik und Romantik
Written by Andrea Lascala, pubblished in 07/05/2021
Ein neuer Blick auf die Welt
Historischer Kontext
Die Klassik und die Romantik sind die wichtigsten literarischen, künstlichen und kulturelle Bewegungen für die Geschichte des modernen deutschen Denkens, in denen Philosophen, Dichter und Komponisten die Basis von einer neuer Sichtweise der Welt gegründet hatten.
Die Klassik in Deutschland beginn zirka 1786, mit der Goethes Italienreise, nach der sogenannte "Sturm und Drang" Periode, in der Rebellion, Empfindsamkeit und Gefühle die wichtigsten Merkmale sind - die die Bewegungen der Zukunft beeinflusst hatten -, und nach der Aufklärung, der den Vernunft als Primat des Menschen unterstreicht. Wenn der Aufklärung und der Sturm und Drang in Gegensatz wäre, war die Klassik ein Fortsetzung des Sturm und Drang.
Die Romantik war in der Substanz eine Folge der Klassik; es war eine Mischung zwischen Idealen von der Klassik und der Aufklärung.
Die romantische Revolution beginn zirka 1797 und dauert bis 1830 und war ein Phänomen, der nicht nur Deutschland charakterisiert, sondern ganz Europa und Nordamerika. Die erste Phase der Romantik war ganz philosophisch und theoretisch; Philosophen als Fichte und Schelling begannen eine neue wichtige Periode für die deutsche Literatur.
Ein Überblick über die romantische Philosophie der ersten Phase
Eine führende Position in der Philosophie der Romantik, haben wir zwei Figuren, die Johann Gottlieb Fichte (1762-1854) und Friedrich Schelling (1775-1854) sind, die wichtigen Konzepten theoretisieren, wie der Ideal des Staates und die Verbindung zwischen die Menschen und die Gesellschaft ("Das oberste und ultimative Ziel der Gesellschaft ist die vollständige Einheit und die innige Zustimmung aller ihrer Mitglieder" - Fichte) und die Verbindung zwischen die Natur und die Seele (der Ideal des Absoluten, so die Einheit von Ich und Natur, Subjekt und Welt, Geist und Materie - Schelling).
Johann Wolfgang Goethe: der Dichter der, ein Zeitalter macht
J. W. Goethe (1794-1832) war der größte Dichter der deutschen Literatur: die Wirkung auf seine Zeitgenossen und zukünftigen Autoren war beispiellos.
Seine erste Phase war als Stürmer und Dränger. Er beginnt sein Jurastudium in Straßburg, zu dieser Zeit eine ganz kleine Stadt, aber kulturell sehr zentral.
Nach der Straßburger Zeit, in denen Goethe Bekanntschaft mit Herder gemacht hat und lernte durch ihn die Antike Literatur, Ossian, Shakespeare und die Volkspoesie kennen, lebt er in einem Mittel Periode, der sog. "Weimarer Jahre" (1775-1786), immer noch an frühere Ideale gebunden. Sein Gedicht "An der Mond" stammt aus dieser Zeit. Nach der Italienreise, so wichtig für die Datierung des anfangs der Romantik in Deutschland, Goethe kam zu einer innigen Freundschaft mit Schiller, ein weiterer Autor, der Goethe in eine neue Mentalität, die der Romantik, einführen wird.
"An der Mond" von J. W. Goethe (1778)
Füllest wieder Busch und Thal
still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
lindernd deinen Blick,
wie des Freundes Auge mild
über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
froh und trüber Zeit,
wandle zwischen Freud' und Schmerz
in der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
so verrauschte Scherz und Kuß
und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
wütend überschwillst
oder um die Frühlingspracht
Jungen Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
ohne Haß verschließt,
einen Freund am Busen hält
und mit dem genießt,
was, von Menschen nicht gewußt
oder nicht bedacht,
durch das Labyrinth der Brust
wandelt in der Nacht.
Thematischen von diesem Gedicht
Dieses Gedicht drückt hauptsächlich die Einsamkeit des Dichter aus, zusammen mit Traurigkeit des lyrischen Ichs, der Kontrast mit der Einheit, die Isolation von der Gesellschaft und das Thema des Schicksal, immer mehr präsent in diesem kulturelle Kontext.
Die Einsamkeit ist ein Aspekt der Zentral in Gedichte und Gemälde. Ein sehr bekanntes Beispiel ist "Der Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich (1818)
Der Mann im Vordergrund, der steht auf einem Berggipfel, scheint das Gemälde fast in zwei Teile zu teilen, und die Natur ist ruhig und unberührt, zeigende ihre Größe. Die Natur ist Erhabene und der Mensch fühlt so klein und schwach, fast ein Opfer des Geschicks.
So gibt es zwei Bedeutung von diesem Werk: die beide Seite der Münze; die Natur ist ruhige und glücklich, aber auch fast grausam und flüchtige.
Natur auf der Leinwand verewigt ist unendlich: der Horizont ist nicht abgegrenzt und scheint gegen Unendlich zu tendieren.
Der Name des Gedichts erinnert sich an die Beethovens Mondlicht Sonata; die Sonata war für Giulia Guicciardi gewidmet: sie war blind und als sie sich eines Abends bei Beethoven befand, sagte sie: "Ich würde dieses Mondlicht gerne mit meinen eigenen Augen sehen!". Diese war die Inspiration für Beethoven von der Mondlicht Sonata, ein Meisterwerk der Musik das kein Alter kennt.
Aber der Mond ist sehr präsent in diesem Kontext, nicht nur in Deutschland sondern auch in Italien: in "La Gerusalemme Liberata" von Torquato Tasso, gibt es die Szene von Tancredi und Erminia, die wurde entdeckt, als sie Tancredi verwundet half, gerade weil der Mond ein Spiegelbild auf ihrem Helm erzeugt hatte. Viele Jahre danach, Leopardi wird das Konzept des Mondes wiederholen; Leopardi, der Dichter, der den anthropologischen Pessimismus perfekt repräsentiert, ist sogar der ein der die Natur negativ charakterisiert, grausam und gnadenlos uns Menschen gegenüber.
So wie in C. D. Friedrich, betrachtet auch Leopardi die Unendlichkeit als zentrales Thema, da er ein Gedicht mit dem Titel "L'infinito" komponierte.
Goethe und Herder im Vergleich: das Thema des Schicksals
An dieser Stelle, ist es notwendig, diese beiden Autoren zu vergleichen. Herder (1744-1803) hatte ähnliche Theorien wie di Philosophen, die die Romantik theoretisieren werden. Danke Herder, kannte Goethe sowohl die klassische aber auch die nordische Tradition.
Apropos von Nordischen Volkstradition, gibt es parallele Elemente, über die wir sprechen werden. Es gibt zwei Gedichte, eine von Herder, eine von Goethe, die sind sehr verwandt und haben die gleiche Thematik. Das Gedicht Herders heißt "Erlkönigs Tochter" und das von Goethe "Der Erlkönig". Vergleichen wir die beiden Texte.
Erlkönigs Tochter - Herder (1779)
Herr Oluf reitet spät und
weit,
Zu bieten auf seine
Hochzeitsleut;Da tanzen die Elfen auf
grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht
ihm die Hand."Willkommen, Herr Oluf!
Was eilst von hier?
Tritt her in den Reihen
und tanz mit mir.""Ich darf
nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein
Hochzeitstag.""Hör an, Herr Oluf, tritt
tanzen mit mir,
Zwei güldne Sporne schenk
ich dir.Ein Hemd von Seide so weiß
und fein,
Meine Mutter bleicht's mit
Mondenschein.""Ich darf nicht tanzen,
nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein
Hochzeitstag.""Hör an, Herr Oluf, tritt
tanzen mit mir,
Einen Haufen Goldes schenk
ich dir.""Einen Haufen Goldes nähm
ich wohl;
Doch tanzen ich nicht darf
noch soll.""Und willt, Herr Oluf,
nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch und Krankheit
folgen dir."Sie tät einen Schalg ihm
auf sein Herz,
Noch nimmer fühlt er
solchen Schmerz.Sie hob ihn bleichend auf
sein Pferd.
"Reit heim nun zu deine'm
Fräulein wert."Und als er kam vor Hauses
Tür,
Seine Mutter zitternd
stand dafür."Hör an, mein Sohn, sag an
mir gleich,
Wie ist dein' Farbe blaß
und bleich?""Und sollt sie nicht sein
blaß und bleich,
Ich traf in Erlenkönigs
Reich."
"Hör an, mein Sohn, so
lieb und traut,
Was soll ich nun sagen
deiner Braut?""Sagt ihr, ich sei im Wald
zur Stund,
Zu proben da mein Pferd
und Hund."Frühmorgen und als es Tag
kaum war,
Da kam die Braut mit der
Hochzeitschar."Sie schenkten Met, sie
schenkten Wein;
Wo ist Herr Oluf, der
Bräutigam mein?""Herr Oluf, er ritt in
Wald zur Stund,
Er probt allda sein Pferd
und Hund."Die Braut hob auf den
Scharlach rot,
Da lag Herr Oluf, und er
war tot.
Der Erlkönig - Goethe (1783)
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind
Er hat den Knaben wohl in dem Arm
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif
Du liebes Kind, komm geh mit mir
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir
Manch bunte Blumen sind an dem Strand
Meine Mutter hat manch gülden Gewand
Mein Vater, mein Vater und hörest du nicht
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind
In dürren Blättern säuselt der Wind
Willst feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön
Meine Töchter führen den nächtlichen Reim
Und wiegen und tanzen und singen dich ein
Und wiegen und tanzen und singen dich ein
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau
Es scheinen die alten Weiden so grau
Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an
Erlkönig hat mir ein Leid getan
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind
Er hält in den Armen das ächzende Kind
Erreicht den Hof mit Müh' und Not
In seinen Armen das Kind war tot.
Der Erlkönig ist eine Figur die aus Nordische Mythologie kommt, und in dem Sturm und Drang in Deutschland hat eine etwas prophetische und manchmal dämonische Rolle, da es den Tod darstellt. In der ersten Version (das Gedicht von Herder) haben wir die Tochter der Erlkönig als fast eine Hauptfigur, während in dem Goethes Gedicht finden wir den Erlkönig und seine Tochter ist zitiert danach, aber sie spielt keine Rolle.
In beiden Texte wir haben der Tod eines der Charaktere (Herr Oluf oder das Kind) und es gibt der Kontrast inzwischen Vernunft und Empfindsamkeit: im Goethe diese Trennung ist mehr ausgeprägt als in Herder, aber es ist immer noch interessant. Im Erlkönig von Goethe, der Vater ist der aufgeklärte Mann, der nicht in Aberglauben glaubt und den Erlkönig nicht sieht: sein pragmatisches Sein hindert ihn daran, das Leiden seines Sohnes zu sehen, der Sohn der den Erlkönig sieht und er Angst hat, der Erlkönig ihn bei ihm zu nehmen. Der Vater probiert, den Sohn zu beruhigen, aber kein Worte kann den Erlkönig halten, der Schicksal hat schon beschlossen. Das Kind muss sterben. Und es geht so.
Dieses prophetische Merkmal des Todes finden wir auch in Herders Gedicht. Als du den Erlkönig oder seine Tochter siehst, dein Schicksal ist festgelegt. Man kann das Schicksal nur verschieben oder verzögern, aber nicht vollständig verhindern.
Diese Anschauung des Geschicks ist ganz identisch zu der Griechischen einer: das Geschick, der kann nicht anders sein als das, was festgestellt wurde. Der Mensch kann nur leiden, auf sein Schicksal warten, aber es nicht verhindern.
Homer in der Ilias schreibt: τλητὸν γὰρ Μοῖραι θυμὸν θέσαν ἀνθρώποισιν (Das Schicksal gab zu dem Mensch den Mut zu ertragen; XXIV, v.49). Das ist interessant, dass Beethoven, in seinen persönlichen Aufzeichnungen, diesen Vers schreibt. Und Beethoven fand das Thema des Schicksals sehr wichtig.
Im letzten Teil des Heiligenstädter Testaments (sog. "Nach meinem Tode zu lesen und vollziehn"), lesen wir:
"- o wann - o Wann o Gottheit - kann ich im Tempel der Natur und der Menschen ihn wieder fühlen - Nie? - nein - o es wäre zu hart"
In den Briefen, die in diesem Jahr des Testaments geschrieben wurde, ist das Thema seines tragischen Schicksals, was ihn nicht verschonen wird, sehr präsent. Seine Taubheit wird ihn für den Rest seiner Leben begleiten und sich vor Tag zu Tag verbessern. Unheilbar.
Jetzt fragen wir uns warum war für Beethoven das Schicksal so drastisch und dramatisch.
Wenn wir den Vers der Ilias lesen, können wir erkennen, wie schmerzhaft das Schicksal ist, aber auch spöttisch: das Geschick gibt dir den Mut zu ertragen, es gibt dir eine Waffe, um ihn zu besiegen. Aber diese Waffe erweist sich als völlig unwirksam und der einzige Weg, es zu ertragen, besteht darin, an der Kunst festzuhalten, die dich von den Impulsen der Außenwelt isoliert.
Immer in dem Testament, in der ersten Teil, gibt es ein anderes Konzept, der charakteristisch für die Beethovens Leben ist: die offensichtliche Isolation vor der ganzen Welt, die dazu führte, dass er als Misanthrop angesehen wurde.
" O ihr Menschen die ihr mich für feindselig störrisch oder Misanthropisch haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mir, ihr wißt nicht die geheime ursache von dem, was euch so scheinet, mein Herz und mein Sinn waren von Kindheit an für das zarte Gefühl des Wohlwollens [...]"
Immer in seinen Aufzeichnungen, berichtete Beethoven ein Gedicht von Herder, das ich so schön und so charakteristisch für die Zeit, in der auch Beethoven lebte, finde.
Der Titel "Verschwendete Mühe" spiegelt sehr gut den Geist wider, mit dem sich der damalige Mann der Gesellschaft näherte.
"Verschwendete Mühe" von Johann Gottfried Herder
Und regneten die Wolken Lebensbäche;
Nie wird der Weidenbaum dir Datteln tragen.
Verschwende nicht die Zeit mit schlechten Menschen;
Gemeines Rohr wird nie dir Zucker geben.
Kannst du ein gutes Schwert aus weichem Thone dir schmieden?
Ändert, von Menschen gehegt, je sich des Wolfes Natur?
Ists nicht Einerlei Regen, der hier auf salzigem Boden
Distel und Dornen erzieht, Blumen den Gärten verleiht?
Also verschwende du dir nicht Samen und köstliche Wartung:
Böses den Guten, und Guts Bösen erzeigen, ist Eins
Dieses Gedicht von Herder wird 1792 veröffentlicht, im selben Jahr, in dem Beethoven nach Wien zog, als er die Beziehungen zu seiner Heimatstadt und seiner Familie endgültig abbrach.
Warum war dieses Gedicht so wichtig für Beethoven genug, um es in seinen persönlichen Aufzeichnungen zu schreiben?
Wir haben schon den ersten Teil des Testaments gesehen, in dem lesen wir dass Beethoven, trotz großzügig und offen für die Welt, wurde er von anderen als "seltsam" angesehen und vermieden und hatte daher die Tendenz, sich zu isolieren.
Daher gab es einen Charakter der Liebe und des Hasses gegenüber der Gesellschaft, nicht nur in Beethoven, sondern in der gesamten Menschheit.
Immanuel Kant (1724-1804) schreibt apropos diesem Gefühl und definiert es "gesellige Ungeselligkeit": das ist die Tendenz, die Welt zur selben Zeit zu lieben und zu hassen.
Und warum war es so?
Weil die Menschheit dieser Zeit in einem Zustand extremer Unsicherheit war. Der Mensch hat zwei unvereinbare Gesichter: Er braucht etwas und lehnt es sofort ab, er leidet und weiß nicht, wie er sein Unbehagen beheben kann, er ist unsicher vor anderen, vor Gott, vor sich selbst.
Und aus diesem Grund ist der
Mensch gezwungen, seine eigene Existenz auf der Erde negativ wahrzunehmen, zu
leiden und sich selbst für die Übel verantwortlich zu machen, die ihn jeden Tag
erschüttern und die ihn unaufhaltsam verzehren.